Prof. Dr. Wulf Köpke

Wulf-Dietrich Köpke (* 1952 in Düsseldorf) ist ein deutscherEthnologe.

Nach verschiedenen Tätigkeiten am Museum für Völkerkunde Berlin (heute Ethnologisches Museum Berlin) war er von 1992 bis 2016 Direktor des Museums für Völkerkunde (heute MARKK, Museum am Rothenbaum).

2016 gründete er an der Akademie der Polizei Hamburg das “Institut für Transkulturelle Kompetenz“ (ITK), das er bis 2020 leitete.

Köpke gilt als Spezialist für migrantische Communities in Deutschland.

Ab 1971 studierte Wulf Köpke am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin (FU) bei Wolfgang Rudolph, sowie Musikethnologie, Altamerikanistik, Südosteuropäische Geschichte und Niederländisch. 1984 schloss er das Studium mit einer Promotion zum Dr. Phil. ab.

Von 1973 bis 1976 war er Werkstudent in der Abt. Europa des Museums für Völkerkunde Berlin, heute Ethnologisches Museum Berlin SPK, 1976–1984 Freier Mitarbeiter im Bereich Museumspädagogik im Museum für Völkerkunde und im Museum für Deutsche Volkskunde Berlin, heute Museum Europäischer Kulturen MEK. Er hielt Seminare zu den Themen „Dritte Welt“ und „Entwicklungshilfe“ in der Erwachsenenbildung, machte Kulturarbeit mit Migrantengruppen in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt. Ihm oblag die wissenschaftliche Bearbeitung der ethnographischen Sammlungen der Gipsformerei der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin.

Im April 1992 übernahm Wulf Köpke die Leitung des Museums für Völkerkunde Hamburg, heute Museum am Rothenbaum.

Gemeinsam mit Thomas Model, dem Leiter der Akademie der Polizei Hamburg, gründete Wulf Köpke im selben Jahr das Institut für Transkulturelle Kompetenz an der Akademie der Polizei (ITK). Anfang 2016 wechselte er dann vollständig an die Akademie.

Seit 2018 ist Wulf Köpke Honorarkonsul für den pazifischen Inselstaat Palau. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst ganz Deutschland.

Seit seiner Pensionierung Mitte 2020 ist Wulf Köpke mit dem Publizieren seiner Forschungsergebnisse beschäftigt. Außerdem arbeitet er den künstlerischen Nachlass seines Vaters E. O. Köpke auf und bereitet eine große Internet-Ausstellung von dessen gesamtem malerischen Œuvre vor.

Feldforschung (Auswahl)

  • 1972–2016: (insgesamt 17 Monate) in Portugal: Untersuchungen zur dörflichen Kultur, Migrationsgeschichte
  • 1975: (sechs Monate) in der Türkei: Studien zum dörflichen Handwerk
  • 1986, 2007: (vier Monate) in Indien: Städtische Alltagskultur und traditionelles Handwerk in Tamil Nadu und im südlichen Andra Pradesh
  • 2010–2015: (3 Monate) in [[Kabardino-Balkarien]] (Russ. Föderation): Völkermord an den Tscherkessen und die heutige Kultur der Tscherkessen
  • 2010–2015: (10 Monate) „Afrikaner in Hamburg“
  • 1972–1997: (insgesamt 15 Monate) in Spanien: Traditionelle Töpferei
  • 2013/2014: (2 Monate) Aktuelle Kultur der Te Arawa-Maori/Neuseeland

Daneben zwischen 1992 und 2020 zahlreiche kleinere Feldstudien zur Kultur verschiedener Migrantengruppen in Hamburg und Norddeutschland (v. a. Abchasen, Bosnier, Brasilianer, Ecuadorianer, Guatemalteken, Inder, Indonesier, Japaner, Koreaner, Mexikaner, Portugiesen, Schweden, Senegalesische Sufis, Tibeter, Tunesier und Türken).

Mitgliedschaften (Auswahl)


Warum ist ein Museum für Völkerkunde wichtig für Hamburg?
Was wird von einem Völkerkundemuseum in Hamburg erwartet?

Festschrift für Wulf Köpke zum 60. Geburtstag

In der Reihe: Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Neue Folge Band 45 / 2013, ISBN 978-3-944193-00-7

Transkulturell und interkulturell  – Versuch einer kurzen Begriffsbestimmung
Der Begriff „Transkulturell“ wurde erstmals 1940 von dem kubanischen Ethnologen Fernando Ortiz Fernández geprägt, um die spezielle Ausformung der südamerikanischen, im Wesentlichen durch Vermischung verschiedener Einwanderer- und indigener Kulturen entstandenen Gesellschaften zu charakterisieren. Mit zunehmender Globalisierung wird dieser ursprünglich rein ethnologische Begriff seit Ende des 20. Jahrhunderts auch in anderen Disziplinen verwendet, so in der Philosophie, der Psychologie, der Sozialarbeit oder in der Krankenpflege. Dabei verändert sich seine Bedeutung zum Teil nicht unerheblich.

Transkulturell und interkulturell sind Begriffe, die oft synonym verwendet werden. Tatsächlich handelt es sich aber um unterschiedliche Methoden, um die Art der Beziehung von Menschen aus verschiedenen Kulturen beim Zusammenleben in einer Gesellschaft präzise zu beschreiben.

Interkulturalität“ geht davon aus, dass Kulturen feste Orientierungssysteme sind, die Denken, Wahrnehmung, Werte und Handeln ihrer Mitglieder bestimmen, so dass Menschen immer mit Sicherheit einem genau umrissenen kulturellen Gebiet zugeordnet werden können. Somit könne eine klare Zuordnung in „Eigen“ und „Fremd“ oder „Wir“ und „Die Anderen“ erfolgen.

Interkulturell“ beschreibt, wie die Kommunikation bzw. Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen ablaufen soll, um den trennenden Graben zwischen „Uns“ und „Den Anderen“ zumindest zeitweilig zu überbrücken.

Ansonsten bestehen die unterschiedlichen Kulturen relativ eigenständig nebeneinander her.

In der „Transkulturalität“ beobachtet man, dass sich Kulturen im Zusammenleben in einer Gesellschaft gegenseitig beeinflussen und dass es in der Realität „den Deutschen“, den „Europäer“ ebenso wenig gibt und gegeben hat wie „den Türken“ oder „den Afrikaner“. Durch die verstärkte Migration und Globalisierung treffen vielerlei kulturelle Einflüsse aufeinander. Wie sie aufgenommen und verarbeitet werden und welche Veränderungen sie bewirken, ist aber sehr individuell und von Mensch zu Mensch verschieden. „Transkulturell“ beschreibt die Dynamik dieser Veränderungen und die daraus eventuell neu entstehenden kulturellen Formen.

Ein gutes Beispiel sind etwa die Änderungen der Essgewohnheiten in Deutschland während der letzten 40 Jahre. „Transkulturell“ hat also als Ausgangspunkt seiner Beobachtungen vor allem das Individuum im Blick. Menschen derselben Nationalität können sich kulturell deutlich voneinander unterscheiden. Eine kulturelle Identität hat daher nichts (mehr) mit einer Nationalität oder Staatszugehörigkeit zu tun.